Einleitung: Emotion als Kern der künstlerischen Auseinandersetzung
Emotionen sind ein grundlegender, aber schwer fassbarer Aspekt der menschlichen Existenz. Sie prägen unsere Interaktionen, beeinflussen unsere Entscheidungen und wirken oft im Hintergrund, indem sie unsere Wahrnehmung der Realität prägen. In meiner künstlerischen Praxis fasziniert mich besonders die Fluidität der Emotionen – ihre Flüchtigkeit, ihre Intensität und ihre subtilen Veränderungen. Durch Materialexperimente und konzeptionelle Auseinandersetzung versuche ich in meiner Arbeit, das Ungreifbare zu visualisieren und den flüchtigen, aber kraftvollen Gefühlszuständen, die menschliche Erfahrung prägen, eine Form zu geben.
Die FOCUS -Serie entstand aus dieser Untersuchung und entwickelte sich zu einer Erforschung von Emotionen als Prozess und nicht als feststehender Zustand . Anstatt einzelne, eingefrorene Emotionen einzufangen, interessiert mich, wie sich Gefühle im Laufe der Zeit verändern, wie sie verschmelzen, sich überlagern und auflösen. Diese Dynamik der Emotionen – von subtilem Unbehagen zu überwältigender Intensität, von Ruhe zu Erregung – bildet die Grundlage meiner kreativen Forschung .
Das persönliche Experiment: Ich selbst als Versuchsperson
In diesem Werk positioniere ich mich sowohl als Beobachter als auch als Beobachteter und nutze meine eigenen emotionalen Erfahrungen als Ausgangspunkt. Ich versuche nicht, Emotionen künstlich hervorzurufen, sondern lasse sie auf natürliche Weise entstehen und reagiere intuitiv auf meinen jeweiligen inneren Zustand.
Jede Phase meiner Arbeit repräsentiert einen anderen Zustand emotionalen Wandels – Momente, in denen ich Veränderungen in mir wahrnehme, ihnen aber schwer in Worte fassen kann. Diese Zustände manifestieren sich als eigenständige künstlerische Symbole , jedes mit einer einzigartigen emotionalen Resonanz. Manche Werke wirken strukturiert und zurückhaltend und spiegeln Momente der Selbstbeherrschung wider, während andere chaotisch und ungefiltert wirken und emotionale Turbulenzen widerspiegeln .
Anstatt auf emotionale Extreme zu zielen , konzentriere ich mich auf Mikroverschiebungen – die subtilen, oft unbemerkten Gefühlsänderungen, die unsere Wahrnehmung der Welt prägen. Indem ich diese Verschiebungen in eine künstlerische Form übertrage , lade ich die Betrachter ein, sich auf einen eigenen introspektiven Prozess einzulassen und Emotionen als kontinuierliche, sich entwickelnde Erfahrungen und nicht als isolierte Momente zu erkennen .
Materialexperimente: Die Sprache der Emotionen
In meiner Arbeit sind Materialien keine passiven Werkzeuge, sondern aktive Teilnehmer am künstlerischen Prozess. Verschiedene Materialien tragen eine emotionale Bedeutung – weiche Fasern vermitteln Wärme und Zerbrechlichkeit, starre Metalle vermitteln Stärke und Widerstandsfähigkeit, organische Elemente spiegeln Vergänglichkeit und Verfall wider.
Durch die Gegenüberstellung kontrastierender Materialien erkunde ich die Spannungen zwischen emotionalen Zuständen . Ein Werk, das zarte, flüchtige Elemente mit industrieller Starrheit verbindet, könnte das Nebeneinander von Verletzlichkeit und Widerstand darstellen , während vielschichtige Texturen die Komplexität unterdrückter Emotionen symbolisieren können . Die Materialauswahl ist nie willkürlich; sie dient als taktiles Vokabular und ermöglicht es, Emotionen auf eine Weise auszudrücken, die über die verbale Sprache hinausgeht.
Ausstellung und Publikumsbeteiligung: Zum Nachdenken anregen
Die erste öffentliche Präsentation der FOCUS -Reihe fand in der MUMO Gallery statt . Ich gestaltete den Raum so, dass er eine direkte Interaktion zwischen den Kunstwerken und dem Publikum ermöglichte. Im Gegensatz zu traditionellen Ausstellungen , bei denen die Betrachter passiv beobachten, wurden sie durch diese Anordnung dazu angeregt, sich mit ihren eigenen emotionalen Reaktionen auseinanderzusetzen, sie zu hinterfragen und zu reflektieren .
Das Ausstellungsformat betonte, dass der Akt der Fokussierung selbst – die bewusste Auseinandersetzung mit emotionalen Zuständen – im Mittelpunkt dieses Projekts steht. Die Serie war mehr als nur ein visuelles Erlebnis , sie fungierte als Einladung zur Bewusstheit .
Mit dieser Serie stelle ich die Vorstellung in Frage, dass Emotionen kategorisiert oder unterdrückt werden sollten . Stattdessen möchte ich einen Raum der Akzeptanz schaffen , in dem Emotionen – ob flüchtig oder überwältigend – als integraler Bestandteil der menschlichen Existenz anerkannt und erforscht werden .
Fazit: Die Kraft des emotionalen Bewusstseins
In einer Zeit, in der schnelle digitale Kommunikation oft Effizienz über Tiefe stellt , ist es ein radikaler Akt, sich die Zeit zu nehmen, sich auf Emotionen zu konzentrieren. Meine Arbeit erinnert mich daran , dass Emotionen nicht bloße Reaktionen sind, sondern tiefgreifende Kräfte , die unsere Identität, Interaktionen und künstlerischen Ausdrucksformen prägen .
Durch Materialexperimente und konzeptionelle Auseinandersetzung möchte ich einen Raum schaffen, in dem emotionales Bewusstsein nicht nur bestätigt, sondern auch gefeiert wird. Indem wir die Fluidität der Emotionen annehmen , öffnen wir uns für ein tieferes Selbstverständnis und reichere kreative Erfahrungen – sowohl als Künstler als auch als Menschen .